Erstaunt bin ich immer wieder, welch großen Eindruck die Präsentation von Techniken
bei den Besuchern hervorruft. Gut - dabei wird sichtbar, ob jemand das „Alphabet”
beherrscht - denn mehr ist Technik in meinen Augen eigentlich nicht.
Die Technik zu beherrschen ist aber notwendig, um die Gedanken ausdrücken zu können - sie ist kein Selbstzweck!
Bei meinen Vorüberlegungen zur Ausführung der Apokalypse war zuerst das „a fresco”
für mich der große Favorit. Da mir die praktische Anschauung über die Ausführung in
dieser Technik noch fehlte, begann ich mich darüber zu informieren.
Ich begann mit der Farbe - den Pigmenten.
Gott sei Dank kannte ich - noch aus dem Studium - Herrn Dr. Kremer, damals noch
Technikassistent an der Akademie in Stuttgart, heute mit seiner Firma der „Herr der
Pigmente”. Ich besuchte ihn in seiner Farbmühle in Aichstetten und er führte mich in die
Welt der Pigmente ein.
Bald wurde mir klar, dass ich wahrscheinlich nur bei Restauratoren bedeutender
Malereien zum Kern dieser Technik vordringen könnte - in Italien.
Ich nahm deshalb Kontakt zur Soprintendenza auf, um die Erlaubnis zu erhalten, diesen
Wissenden in den Gerüsten bei der Arbeit zuschauen zu dürfen und mich mit ihnen
unterhalten zu können. Frau Dr. Azzaroli öffnete mir viele Türen - herzlichen Dank!
So konnte ich in Arezzo der Restaurierung der Fresken von Piero della Francesca durch
Prof. Boticelli und im Dom von Siena durch Dott'ssa C. Bertorelli - im Gerüst - erleben.
„Per casu” - ich glaube allerdings nicht an Zufälle! - lernte ich auch Prof. Gianluigi
Colalucci, den damaligen Chefrestaurator des Vatikans kennen - beim Restaurieren der
Fresken Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle.
Aus diesen Besuchen und den vielen Fachgesprächen mit ihm entstand eine enge
Freundschaft, gerade auch im Respekt des technischen Wissens - welches mich
letztendlich erst in die Lage versetzte, mit Hilfe meines Maurer-Freundes Valerio das
große Fresko im Sparkassen-Forum in Arsbeck auszuführen.
Wie im Frühjahr versprochen, wird nun, nach Lithographie und Radierung, die Fresko-
Technik im Mittelpunkt der Ausstellung stehen. Da es offenbar auch für anerkannte
Fachleute schwierig zu sein scheint, ein „a fresco” Gemälde von einem „a secco”
gemalten Wandbild zu unterscheiden, wird es also eine Demonstration dieser Technik
geben, die hoffentlich diese Wissenslücken füllen kann!
Dank der Unterstützung der Kreissparkasse Heinsberg und unserer langen Freundschaft
wurde es möglich, Prof. Gianluigi Colalucci für dieses Projekt zu gewinnen und noch
einmal das Fresko in Arsbeck vorzustellen. Vorher werden wir an zwei Tagen in
Immerath gemeinsam zeigen, wie ein neues Fresko wächst und wie man heutzutage
abgenommene und beschädigte Fresken restauriert.
Ich bin glücklich, somit zu den Veranstaltungen in Immerath am Freitag und Samstag
wie immer zu Brot und Wein einladen zu dürfen und zur Besichtigung des Freskos in
Arsbeck am Sonntag.
Folgendes Programm ist für die drei Tage vorgesehen:
Freitag, 20. August
- 9 Uhr Aufbringen des „spruzzo” (magerer Haftgrund auf Ziegeln)
- 15 Uhr „ariccio” (fetterer Ausgleichsputz darüber)
parallel dazu: Vorbereitungen zum „restauro” einiger Arbeiten.
- 18 Uhr Gespräche bei Brot und Wein
Samstag, 21. August
- 10 Uhr - 12 Uhr „spolvero” Übertragen der Zeichnung und Auftragen des „velo”
- 17 Uhr parallel:
- „restauro” zweier abgenommener Fresken und beschädigter Fresko-Arbeiten auf Ziegeln durch Prof. Gianluigi Colalucci
- Malen eines Freskos 20 Uhr Gespräche bei Brot und Wein
Sonntag, 22. August
- 11 Uhr - Die Kreissparkasse Heinsberg ermöglicht uns den Zutritt in das Sparkassen-Forum in
Arsbeck, damit wir dort gemeinsam mein Fresko betrachten können.
Wegbeschreibung nach Arsbeck-Dalheim, Sparkassen-Forum, Heideweg 1, 41844
Wegberg-Arsbeck
Aus Neuss / Düsseldorf:
A 46 Abfahrt Hückelhoven Ost links ab Richtung Wegberg, über Golkrath, Gerderhahn,
dann vor Tüschenbroich links nach Arsbeck, in Arsbeck rechts Heiderstraße (B 221) in
Richtung Niederkrüchten hinter der Bahnstrecke links abbiegen in Roermonder Bahn - 1.
links An der Landwehr - halblinks abbiegen in den Heideweg.
Vita Prof. Gianluigi Colalucci
geb. am 24. Dezember 1929 in Rom.
- 1953 beendet er die Ausbildung zum Restaurator am Istituto Centrale del Restauro, Rom.
- 1956 -1960 Tätigkeit in Palermo im Auftrag der Soprintendenza der Museen Siziliens.
- 1960 Eintritt in die Gemälde-Restaurierungs-Werkstätten der Vatikanischen Museen,
- ab 1979 dort als Chef-Restaurator tätig.
- Von 1980 bis 1994 restauriert er die Deckengemälde und das Jüngste Gericht
des Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle.
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Seit 1994 ist er als Berater für die Restaurierungen der Vatikanischen Museen tätig.
Er berät ebenso die Polytechnische Universität von Valencia, den Prado in Madrid und ist
seit 2009 technischer Leiter der Restaurierung der Fresken des Buffalmacco im
Camposanto in Pisa.
Für seine Verdienste als Restaurator wurden ihm 1990 die Ehrendoktorwürde der New
York University und 1995 der Universität von Valencia verliehen. Neben der Tätigkeit
als Restaurator und zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen übernahm er
Lehrtätigkeiten an Universitäten in Italien, Spanien und Südamerika (Buenos Aires, Sao
Paolo). Er restaurierte Werke der berühmtesten Maler und Bildhauer, u.a. Raffael, Tizian,
Leonardo, Giotto, Cranach und viele mehr...