NGZ: Gut geordnet
15.12.2004
Neues Atelierhaus eingerichtet
Der Neusser Künstler Boris Fröhlich hat sich weitgehend in seinem neuen Atelierhaus in Immerath/Kreis Heinsberg eingerichtet.
„Ich dachte, ich hätte auch noch gelebt.“ Dass er dafür noch Zeit
gehabt haben soll, kann Boris Fröhlich selbst kaum glauben. Und sieht
man allein die Mengen an Papierarbeiten, die sich in seinem neuen
Domizil in Immerath auf rund 350 Quadratmeter Nutzfläche ausbreiten,
wird der Satz durchaus verständlich.
Was der Künstler nicht verkauft hat, wurde verwahrt - Angefangenes,
Halbfertiges, Versuchtes genauso wie fertige Arbeiten. Kein Wunder,
dass Fröhlich mit Blick auf seine neuen Räume davon spricht, in einem
Museum mit der Möglichkeit zu Wechselausstellungen zu leben. Das
ehemalige Schwesternwohnheim des alten Klosters Nazareth des kleinen
Dorfes im Kreis Heinsberg steht Fröhlich fast komplett zur Verfügung -
mit insgesamt 500 Quadratmetern, denn neben dem Wohnheim kann Fröhlich
auch die frühere Wäscherei nutzen.
Die wurde bei ihm vor allem zum Lagerraum etwa für seine Steine,
während der Backsteinbau mit eingerichteter Küche und Aufenthaltsräumen
ihm zum Wohnen und Arbeiten dient
Die zellenartigen früheren Schlafzimmer der Schwestern im ersten
Geschoss des Hauses sind zurzeit noch hauptsächlich Depot, erinnern ein
wenig an das alte Fröhlich’sche Durcheinander an der Münsterstraße und
sind das nächste Angriffsziel des Künstlers, der in den drei Moneten
seines Immerather Daseins seine ganze Kraft zunächst für die
Einrichtung des Erdgeschoss aufgewendet hat.
Und das präsentiert sich dem Besucher mustergültig aufgeteilt mit
Arbeitszimmern und Schau-Räumen, die gleichwohl so eingerichtet sind,
dass sie auch zum Verweilen und Plaudern einladen. Überhaupt: Wer Boris
Fröhlichs Neusser Heimstatt, das Atelierhaus an der Münsterstraße,
kannte, wird beim ersten Besuch in Immerath seinen Augen kaum trauen.
Übersichtlich und ordentlich werden schon im Eingangsflur die
Postkartenmotive in einer schön gearbeitete Regalarbeit ausgestellt,
und auch die anderen Räume zeugen in ihrer Nutzung von einem gut
durchdachten Konzept. Der Umzug von Neuss nach Immerath war für
Fröhlich vielleicht kein freiwilliger - sein Haus wurde versteigert -,
aber mit Blick auf die Möglichkeiten, die ihm Immerath für seine Arbeit
bieten kann, hat er sich wesentlich verbessert.
Das scheint der 57-Jährige genauso zu s ehen, denn mit sichtbarer
Zufriedenheit führt er seine Besucher durch sein neues Haus, freut
sich, dass er seine Werke nicht mehr in drangvoller Enge präsentieren
muss. Und erzählt dabei glücklich, dass er endlich auch wieder Kurse
und Seminare anbieten kann.
Im Sommer plant er zudem einen vierwöchigen Kursus zum Thema „Come
nasce un affresko“ (Wie ein Fresko wächst), denn nicht nur der
großzügige Innenraum erlaubt es Fröhlich, Gäste und Schüler zu
beherbergen, auch das Drumherum mit Garten und Hof bietet reichlich
Platz für Kunst en plein air. Zu „Brot und Wein“ hat der Künstler, der
indes auch nach dem Umzug an seinem Lebensplan festhält, mehrere Monate
in Italien zu verbringen, ebenfalls schon eingeladen.
Nicht wie ursprünglich geplant mit einer Ausstellung von Vanitas-Bilder
im Geist des ersten Korintherbriefs, sondern mit Arbeiten quer durch
das Fröhlich’sche Schaffen. )
Zu vieles, so lautet die verschmitzte Begründung, sei ihm beim Umzug
wieder in die Hände gefallen, das auszustellen sich aufgedrängt hätte.
So zeigt die neue Ausstellung denn Altes und Neues an Zeichnungen,
Radierungen und Lithografien; die Vanitas-Bilder sind dann auf jeden
Fall im Frühjahr dran, verspricht der Künstler.
(Helga Bittner)
INFO
Für sein neues Atelierhaus in Immerath hat Boris Fröhlich einen
Nutzungsvertrag über zehn Jahre abgeschlossen. Das Dorf liegt im
Abbaugebiet von Rheinbraun und steht auf der Liste der Bagger. Der
Umsiedlungsbeauftragte des Landes, Erich Heckelmann, hatte die
Vermietung vermittelt.
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