RP: Apokalypse im Kloster
05.09.2007
(Erkelenz) 56 Bilder prangen
in der 2002 geräumten Immerather Klosterkapelle dort, wo einst der
Altar stand. Sie zeigen die Apokalypse. Seit 30 Jahren arbeitet der
Künstler Boris Fröhlich an dem Zyklus.
| Das
„Herzstück“ der Ausstellung von Boris Fröhlich in der Immerather
Klosterkapelle:
die Apokalypse;
links im Bild der „Thron Gottes“.
Foto (c) Jürgen Laaser | Ein leicht
modriger Geruch durchzieht die Klosterkapelle in Immerath. Keine
Kirchenbänke stehen mehr hier, kein Tabernakel ist zu sehen. Und doch
ist die 2002 geräumte Kapelle nicht leer: 56 Bilder prangen dort, wo
einst der Altar stand. Sie zeigen die Apokalypse, den Kern einer
Ausstellung der in Immerath lebende Künstlers Boris Fröhlich, die
morgen eröffnet wird. Auf außergewöhnliche Weise verbindet Fröhlich den
Ausstellungsort mit dem Inhalt seiner Bilder. Stets geht es um die
Vergänglichkeit und den Tod. Ein Thema, das nirgendwo greifbarer wäre
als in Haus Nazareth. Wegen des Braunkohletagebaus wird das Gebäude
bald dem Erdboden gleichgemacht.
Aber Fröhlich möchte mit seinen Werken nicht nur mahnen. Tod führt
seiner Ansicht nach immer wieder zurück ins Leben. Eindrucksvoll
veranschaulicht dies der Zyklus „Der Totentanz“, den er in seinem
Atelier präsentiert. Die Lithographien zeigen den Tod personifiziert
durch das Skelett als ständigen Begleiter des Menschen. Er ist
Geburtshelfer, Spielgefährte und schließlich auch beim Sterben
anwesend. Das letzte Bild jedoch füllt ein Baum, damit geht der
Kreislauf von Leben und Tod weiter. Auch die Tulpenbilder, bei denen
die Blumen vom Keimen bis zum Verwelken dargestellt sind, deutet auf
diesen Zusammenhang hin.
Ein Element, welches regelmäßig in den Werken des Folkwang-Schülers und
früheren Lehrbeauftragten der Düsseldorfer Kunstakademie auftaucht, ist
der Spiegel. Ob in Aktbildern oder als Installation am Eingang des
Klosters, der Betrachter kommt nicht an seinem Spiegelbild vorbei. Nach
einem Bibelspruch ist der Blick in den Spiegel für Boris Fröhlich
gleichzusetzen mit der Unergründlichkeit Gottes.
Und damit befindet sich der Besucher im Kloster schon mitten unter den
biblischen Werken. Altes Testament, Neues Testament, Lebensläufe
Marias, das Kirchenjahr - es gibt kaum ein Thema seiner Religion, das
Fröhlich nicht in seinen Bildern verarbeitet hat.
Bis zum 30. September kann die Ausstellung bei Rundgängen besichtigt
werden. Diese werden jeden Samstag und Sonntag um 15 und 17 Uhr
angeboten. Für Gruppen ab fünf Personen können mit dem Künstler unter
Tel. 0 21 64 / 7 02 15 50 Termine vereinbart werden. Ausgangspunkt ist
„Boris Atelier“ in der Lützerather Straße 11 in Immerath.
Vor der Apokalypse hatte der Künstler jedoch stets den größten Respekt.
Seit 30 Jahren beschäftigt sich Fröhlich mit der Umsetzung, oft sei er
zurückgeschreckt, weil die Apokalypse so „gewaltig“ sei. Den Besuchern
gewährt er einen Einblick in seine „zaghafte Annäherung“ ans Thema. An
den Wänden der Kapelle und im Obergeschoss finden sich Studien zu den
Reitern oder dem Michaelskampf.
500 Bilder umfasst die Ausstellung. Besucher sind daher gut beraten,
sich einem Rundgang anzuschließen. Zur Eröffnung der Ausstellung morgen
um 19.30 Uhr spricht der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann über die
Apokalypse – in einem apokalyptischen Umfeld, wie Fröhlich sagt.
(Nadine Grzeszick)
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